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während das Land und die Dörfer die Sitze der Landwirtschaft und
des Grundvermögens blieben/' Die Wandlung vollzog sich in nnsrer
Stadt ganz allmählich. Bielefeld war im ganzen Mittelalter keine
bedeutende Handelsstadt, wenn es auch als Schutzstadt dem Hansa-
buude angehörte.
1309 gab Graf Otto von Ravensberg den Bielefelder Kansleuten,
die sich uuter dem Namen einer Brüderschaft zum heiligen
Johannes vereinigt hatten, Handelsvorrechte. Wie in andern
Städten hatten sie sich auch hier zum Schutz ihres Gewerbes
zusammengetan. Ihre Handelsgegenstände waren: „Alles, was ans
Getreide gemacht wird, als geschälte Gerste, allerhand Grütze von
Habern, Buchweizen und Gerste, Banmfrnchte, inländische Pflaumen,
Bratbirnen, Schnitzel, ausgedörrte Kirschen, Flachs, Haus, und was
davon gemacht wird, als Garn, Zwirn, Leinwand, Drell, weiße Kanten,
linnen Band, Bindgarn, Seile, allerhand Getreide-, Lein- und Gersten-
samen, Kornbranntwein, allerhand destillierte Wasser, fremdes und
einheimisches Bier, Essig, Senf. Honig, Mehl und Wachs, braune
Seife, Speck, Butter, Käse, Lein- und Rüböl, Salz, geschnittenes Holz,
Dielen, Bretter, eiserne Waren ohne Unterschied, Stahl, Kupfer,
Messing, Zinn, Blei, allerhand Porzellan, irden Geschirr, Näh- und
Knopfnadeln, Holfchen, Besen, allerhand Vieh, sowohl fette als magere
Schweine, Rinder, Schafe, Hammel, Lämmer, Füllen und Pferde."
Wie die Kaufleute, so schlössen sich auch die Gewerbetreibenden
und Handwerker zu Zünften zusammen. Wie anderswo, so entstanden
auch in Bielefeld zuerst die Zünfte der Gewandschneider und Wollen-
Weber. Nach ihnen bildeten sich die Zünfte der Schuhmacher, der
Bäcker, der Metzger.
m Mittelalter waren die Rechtsverhältnisse im deutschen Reicke
sehr verwickelt. In frühster Zeit lag die richterliche Gewalt
in den Händen der Volksgemeinde. Etwaige Zwistigkeiten einzelner
Volksgenossen wurden bei dem „Ding" von der Dinggemeinde ge-
schlichtet' aber auch Raub, Mord oder Verrat fanden hier ihre Sühne.
Alle freien Männer, die zum Diug versammelt waren, fanden das
Recht. Sie umstanden die durch Stab und Band umgrenzte Gerichts-
stätte und wurden deshalb der Umstand genannt. Aus diesem uralten
germanischen Volksgerichte entwickelte sich das Gogericht. Die Goe
waren die Landeseinheiten, innerhalb deren ein Gogericht bestand, dem
alle Einwohner unterstanden. Die Gogerichte waren die ordent-
lichen weltlichen Landgerichte, die über alle leichteren und schwereren
Vergehen urteilteu. In der Grafschaft Ravensberg waren ursprünglich
zwei Gogerichte vorhanden, nämlich das Gogericht zur Schiplager
Heide (Melle) und zum Heienloh (bei Schötmar in Lippe). Zum ersten
80. Das Gogericht
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
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Extrahierte Personennamen: Graf_Otto_von_Ravensberg Otto Johannes Weber
— 119 —
gehörten folgende sechzehn Kirchspiele: Melle, Gesmold, Oldendorf,
Riemsloh, Neuenkirchen, Wellingholzhausen, Wallenbrück, Jöllenbeck,
Borgholzhausen. Halle, Spenge, Enger, Bünde, Hiddenhausen, Kirch-
lengern und ein Teil von. Quernheim. Außer Vlotho gehörte der
ganze Osten Ravensbergs, also auch Bielefeld, zum Gogericht auf dem
Heienloh.
Im Laufe der Zeit entstanden aus diesen beiden Gograffchaften
mehrere kleinere. Vom Gogericht Melle zweigten sich die Gogerichte
zu Bünde, Borgholzhansen und Halle ab. Auch in Versmold bildete
sich ein selbständiges Gogericht.
Das Gografentnm unterstellte die Hoch- und Niedergerichts-
barkeit der großen geschlossenen Gebiete einem Richter; denn der
Gogras war der ordentliche Nichter „von der gantzen Landtfchafft".
Vom Gorichter zum Heienloh heißt es: „Sein höchstes Gericht ging
über Hals und Hand, und er richtete alles, ,wat mit rechter
claghe vorbracht Wörde byuneu dessem lande'." Sämtliche Insassen
des Gobezirks, die einen eignen Ranch hatten, waren zum Goding
verpflichtet. Auch entrichteten sie dem Gorichter Abgaben, die in
Hühnern, Roggen, Gerste, Hafer, Salz oder Geld bestanden. So hatte
im Go Versmold jede Ranch statte dem Gografen ein Huhn zu
geben.
Wie bei dem alten Volksgericht, dem Ding, unterschied man anch
beim Gogericht zwischen dem ungebotenen und dem gebotenen
Gogericht oder Goding.
Das ungebotene Goding oder der Landtag fand jährlich drei-
oder viermal statt. Aus ihm wurden die Rechte und Pflichten der
Versammelten verkündet und allgemeine Fragen erledigt. Zur Ab-
urteilung vou Verbrechern wurde das gebotene Goding aufgeboten.
Bis 1536 suchte der gesamte Umstand das Recht; später wurde die
Urteilssiuduug einer kleinen Zahl von Urteilsweisern oder Schössen
übertragen. Der Richter oder Vorsitzende des Gogerichts war der
Gogras, der als „Gogräve" oft in den Urkunden genannt wird. Nach
und nach erwarben die Ravensberger Landesherren das Gograsentum
und damit die hohe Gerichtsbarkeit in der Grafschaft Ravensberg. In
Ravensberg ist nicht in der Grundherrschaft der Ursprung der landes-
herrlichen Gewalt zu fuchen, fondern wahrscheinlich ist die Erwerbung
der hohen Gerichtsbarkeit der wichtigste und sörderudste Punkt der
sich entwickelnden Landesherrlichkeit.
N
81. Das Freiqericht.
^^eben dem Gogericht, dem allgemeinen Landgericht, gab es im
Mittelalter noch mehrere Sondergerichte. Zn ihnen gehörte
das Freigericht. Es ist ein Rest der alten fränkischen Grasschast'srechte.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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litrratur.
Fraas, Die Triaszeit in Schwaben, Maier, Ravensburg. — Fr aas,
Petrefaktensammler, Lutz, Stuttgart. — Haas, Aus der Sturm- und Drangperiode
der Erde. 2. und 3. Band. — Meyer, Der Teutoburger Wald zwischen Bielefeld
und Werther, Göttingen 03. — Monke, Die Liasmnlde von Herford, 88. —
Reißert (Stille), Das Weserbergland und der Teutoburger Wald. Bielefeld. —
Walther, Vorschule der Geologie, Fischer, Jena. — Driesmanns, Der Mensch
der Urzeit. — I. B. Nordhoff, Das Westfalenland und die urgeschichtliche An-
thropologie, Münster 90. — I. Wormstall, Ethnographische Forschungen zur
Geschichte Nordwestdeutschlands in der Römer-, Sachsen- und Frankenzeit, Münster 01. —
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schichte und Sage, Würzburg 79. — Rübel, Die Franken, ihr Eroberungs- und
Siedelungssystem im deutschen Volkslande, Bielefeld 04. — Lamprecht, Deutsche
Geschichte, 1. Band. — Th. Lindner, Die Veme, Paderborn 96. — Stüve,
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Wesens, Leipzig 06. — Weerth, Löwenburg und Sparrenburg, Zeitschrift für
Geschichte und Altertumskunde Westfalens, "45. Band. — Jahresberichte des
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Blätter für Geschichte, Volks- und Heimatkunde, Bielefeld. — Fricke, Geschichte
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Die Grafschaft Ravensberg, Leipzig 64. — Henniges. Geschichte des Franziskaner-
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Bielefeld. — Weddigens Westfälisches Magazin. — Eulemann, Ravensbergische
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Westfälisches Trachtenbuch. Bielefeld 04. — Naturwissenschaftlicher Verein Bielefeld,
und Umgegend, Bericht über 1908, Bielefeld.
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TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Personennamen: Fraas Maier Lutz Haas Meyer Fischer —_I._B._Nordhoff Grimm W._Golther Deitmer Lamprecht Lindner —_Roßberg Fricke Fricke —_P._F. Strecker Franz_von_Meinders Franz Ferdinand Ferdinand Goecke Schubert Ernst_Moritz_Arndts Ernst Herwig Jost
— 126 —
handeneu Goldlack ansgesäet haben. 1743 wurde der Sparenberg zu
Gefängnissen eingerichtet. Im Siebenjährigen Kriege diente er mehrere
Male als Vorratshaus, und 1775 wurden von den Mauern Steine zum
Kasernenbau abgeschossen. 1842 begann man mit dem Wiederaufbau
des verfallenen Turmes. 1854 besuchte der Prinz von Preußen, der
spätere Kaiser Wilhelm I., und 1857 sein Sohn, der nachmalige Kaiser
Friedrich Iii., den Sparenberg. 1879 brannte das Gefängnis ans,
und am 19. Mai 1879 kam die Burg für die Summe von
8934 Mk. 90 Pf. in den Besitz der Stadt. 1888 wurde der Neubau,
der aus freiwilligen und städtischen Mitteln bestritten war, eingeweiht.
1897 und 1900 weilte unser Kaiserpaar ans dem Sparenberge, auf
dem am 6. August 1990 im Beisein nnsers geliebten Herrscherpaares
das Denkmal des Großen Kurfürsten enthüllt wurde. (Siehe Ein-
gangsbild im 1. Teil der Heimatkunde.) Von 1905 an wurden die
unterirdischen Räumlichkeiten der Burg ausgeräumt und trockengelegt
und alte Einrichtungen aufgedeckt oder Mauerreste freigelegt. 1912
unterzog man den Turm einer gründlichen Ausbesserung.
m
87. Die Ravensberger Landesherren bis 1609.
o—^ Die Grafen von Ravensberg,
rwilie ersten Herren der Stadt Bielefeld und des Ravensberger
Landes nannten sich nach einer Besitzung Calverlage oder
Calveslage. Es waren die Grafen von Calverlage. Wo der Ort
Calverlage zu suchen ist, steht nicht fest. Während man ihn früher in
der Nähe von Melle bei Gesmold vermutete, glauben andre ihn bei Vechta
im Großherzogtum Oldenburg wiedergefunden zu haben. Hier gab es
schon im 10. Jahrhundert Grafen von Calveslage. Gegen Ende des
11. Jahrhunderts erwarben sie am Teutoburger Walde Grundbesitz
und Hoheitsrechte. Graf Hermann von Calverlage war mit der Tochter
des sächsischen Großen Otto von Nordheim verheiratet, der die Sachsen
zum Kanipse gegen Heinrich Iv. aufreizte. Nach dem Tode Ottos vou
Nordheim erbte feine Tochter die Hälfte feiner Güter. Diese lagen
in der Gegend der Ravensburg, die vielleicht schon in den Kämpfen
der Sachsen gegen den König Heinrich Iv. erbaut wurde. Es ist aber
auch möglich, daß die Ravensburg erst unter den Enkeln Hermanns,
den Grafen Otto und Heinrich, erstand. Während ihr Vater, Her-
mann 11., noch Graf von Calverlage hieß, nannten sich die beiden
Brüder zuerst Grafen von Ravensberg (um 1150). Um 1200 lebte
Graf Hermann, der Gründer der Stadt Bielefeld. Er stand in den
Kämpfen Friedrich Barbarossas und Heinrichs des Löwen treu auf
der Seite des Kaisers. Im Mal des Jahres 1226 schlössen die gräs-
lichen Brüder Otto und Ludwig einen Teilungsvertrag. In ihm er-
hielt der ältere Bruder Otto den gesamten calverlagischen Besitz, der sich
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Iii Friedrich August Hermann_von_Calverlage Otto Heinrich_Iv Heinrich Ottos Heinrich_Iv Heinrich Otto Heinrich Heinrich Hermann Friedrich_Barbarossas Friedrich Barbarossas Heinrichs Otto Ludwig Ludwig Otto